Heute möchte ich meine persönliche Geschichte über meine Rektusdiastase-Operation mit euch teilen. Das Interesse an diesem Thema ist groß, und ich verstehe warum. Als ich selbst überlegte, ob eine Operation für mich infrage kommt, fand ich kaum brauchbare Berichte oder Informationen im Internet. Viele Quellen stammten von dubiosen plastischen Chirurgen, die unrealistische Vorher-Nachher-Bilder zeigten oder gleich ganze Bauchdeckenstraffungen bewarben. Auch konventionelle Methoden, die ich bereits ausprobiert hatte, wurden aufgelistet, aber keine Erfahrungsberichte zu einer „einfachen“ Rektusdiastase-Operation. Daher entschied ich mich, meine eigene Geschichte zu teilen, um anderen Betroffenen einen realistischen Einblick zu geben.
Rektusdiastase beschreibt das Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln, meist bedingt durch Schwangerschaft oder Gewichtszunahme. Bei Frauen tritt diese häufig nach der Geburt auf und kann funktionelle Störungen verursachen. In meinem Fall beeinträchtigte sie meinen Alltag und meine Tätigkeit als Yogalehrerin erheblich.
Das Thema Rektusdiastase hörte ich zum ersten Mal im Rückbildungskurs nach der Geburt meiner Tochter, meinem ersten Kind, vor sieben Jahren. Meine Schwangerschaft verlief unkompliziert, ich praktizierte viel Yoga und hatte eine relativ einfache spontane Geburt. Bereits wenige Wochen nach der Geburt stand ich wieder auf der Yogamatte. Im Rückbildungskurs tasteten wir am Anfang unsere Bauchmuskulatur ab und lernten klassische Übungen zur Stabilisierung. Am Ende des Kurses bemerkte ich plötzlich einen großen Spalt zwischen meinen Bauchmuskeln. Die Kursleiterin empfahl mir eine spezielle Physiotherapeutin, doch die Übungen dort erschienen mir bald zu monoton. Zudem wurde mir gesagt, dass Yoga für mich aktuell noch nicht gut sei – etwas, das ich damals für Unsinn hielt.
In meiner zweiten Schwangerschaft kam das Thema wieder auf. Ich nahm mir vor, mit Yoga zu warten, bis der Bauchspalt nach der Geburt geschlossen ist. Doch mein Sohn war groß und mein Bauch riesig. Er kam mit 57 cm und 4370 g natürlich zur Welt, was meinen Bauch zusätzlich belastete. Nach der Geburt hatte ich Schwierigkeiten, länger aufrecht zu sitzen oder zu stehen. Trotz intensiver Rückbildungskurse und weiterer physiotherapeutischer Maßnahmen besserte sich die Situation nicht.
In meiner Reise zur Heilung habe ich nahezu alle konventionellen Methoden ausprobiert, die mir empfohlen wurden. Es ist wichtig, diese Methoden und ihre Grenzen zu beleuchten, um ein realistisches Bild der Herausforderungen und Möglichkeiten zu geben.
Nach beiden Schwangerschaften nahm ich an Rückbildungskursen teil, die speziell darauf ausgelegt waren, die Bauchmuskulatur zu stärken und die Rektusdiastase zu schließen. Die klassischen Übungen umfassten unter anderem das bewusste Anspannen der Bauchmuskeln und das Trainieren des Beckenbodens. Diese Kurse vermittelten grundlegende Stabilisierungstechniken und waren zweifellos hilfreich, um ein Bewusstsein für die Körpermitte zu entwickeln. Allerdings war der Erfolg begrenzt.
Bei meinem ersten Kind schloss sich die Bauchmuskulatur nach dem Kurs nicht wie erhofft. Die empfohlene Physiotherapie bestand aus ähnlichen Übungen, die ich bereits aus dem Rückbildungskurs kannte. Der monotone Ablauf und die fehlenden Fortschritte führten dazu, dass ich die Übungen bald als ineffektiv empfand und abbrach.
Yoga war und ist meine Leidenschaft und Berufung. Nach der Geburt meines ersten Kindes begann ich bald wieder mit meiner Yogapraxis. Doch auch hier stieß ich auf Grenzen. Trotz gezielter Übungen zur Core-Stabilität und dem Bewusstsein für meine Rektusdiastase verschlimmerte sich der Zustand, sobald ich anspruchsvollere Posen praktizierte.
Während meiner zweiten Schwangerschaft und auch danach verzichtete ich weitgehend auf Yoga, in der Hoffnung, dass die Diastase von allein heilen würde. Doch diese Entscheidung führte zu einer deutlichen Verschlechterung meiner physischen und psychischen! Verfassung. Die Bauchmuskulatur blieb schwach und der Spalt weit geöffnet.
Ein weiterer Ansatz, den ich ausprobierte, war die Tupler Technik. Diese Methode beinhaltet das Tragen eines Bauchgurts und spezielle Atemübungen, die darauf abzielen, die Bauchmuskulatur wieder zusammenzuführen und zu festigen. Der Bauchgurt sollte das geschwächte Bindegewebe schonen, während die Atemübungen die Muskeln stärkten.
Anfangs schien die Tupler Technik Erfolg zu versprechen. Solange ich den Gurt trug und die Übungen konsequent durchführte, konnte ich eine gewisse Verbesserung feststellen. Doch die Einschränkungen waren enorm. Der Gurt war unbequem, und die täglichen Übungen nahmen viel Zeit in Anspruch. Sobald ich den Gurt ablegte oder wieder Yoga praktizierte, kehrte die Diastase zurück.
Nach monatelanger erfolgloser Selbsttherapie und Rücksprache mit weiteren Experten entschied ich mich für die Operation. Meine Rektusdiastase beeinträchtigte meine Lebensqualität und meine berufliche Tätigkeit zu sehr, als dass ich weiterhin auf konservative Methoden setzen wollte. Die Operation sollte mir helfen, die Funktionalität meiner Bauchmuskeln wiederherzustellen und meine Power zurückzugewinnen.
Die Operation verlief erfolgreich. Die Kosten von ca. 5.000 € wurden in meinem Fall von der Krankenkasse übernommen. Die ersten Tage nach der Operation waren schmerzhaft, doch die Aussicht auf eine funktionierende Bauchmuskulatur motivierte mich.
Hier eine kurze Übersicht der Bilder während meiner Genesung:
1. Ca. 4 Monate postpartum
2. Kurz vor der OP, ca. 2 Jahre postpartum
3. Ein paar Tage nach der OP
4. & 5. Ca. 3 Wochen nach der OP
5. Auf Bali, ca. 5 Monate nach der OP
Die Operation verlief ambulant. Ich bin morgens in die Klinik gekommen und habe nach einem Gespräch mit dem Anästhesisten eine Narkoseinfusion bekommen. Die Operation hat ca. 1,5 Stunden gedauert. Wie es mir beschrieben wurde, hat die Ärztin einmal im Halbkreis um den Bauchnabel herum geschnitten und einmal ca. 3 cm nach oben. Der Schnitt nach oben ist nicht immer notwendig, aber da meine Rektusdiastase leider bis ganz oben geöffnet war, war er bei mir erforderlich. Dann löste die Ärztin die Haut relativ großflächig um die Stelle, wo später der Muskel vernäht wird. Das sieht man auf Bild 4 relativ gut. Das ist anscheinend nötig, damit die Haut über der inneren Naht keine unschönen Falten wirft. Dann wurden die beiden geraden Bauchmuskeln in der Mitte in einer Faszientechnik dreifach vernäht. Die volle Naht unter der Haut ist ca. 8 cm lang. Beim äußeren Zusammennähen hat die Ärztin auch ein wenig überschüssige Haut weggeschnitten. Nach einer kurzen Aufwachphase durfte ich nach ca. einer weiteren Stunde von meinem Mann abgeholt werden und nach Hause.
Am nächsten Tag bin ich zurück in die Klinik, um die Drainage ziehen zu lassen und für einen ersten Checkup. Dort habe ich dann auch den Bauchgurt umgelegt bekommen, den ich ab diesem Zeitpunkt 6 Wochen lang Tag und Nacht tragen musste. (Schon wieder dieser Bauchgurt, ich kannte ihn ja bereits in ähnlicher Form von der Tupler-Technik).
Die erste Woche nach der OP war schon herausfordernd und vor allem mit starken Rückenschmerzen verbunden. Nachdem an den Muskeln vorne gezogen wurde, um sie zu vernähen, hat das natürlich an den Muskelansätzen enorm gezogen. Bis sich das wieder eingespielt hat, hat es ca. zwei Wochen gedauert.
Die ersten zwei Wochen nach der OP hatte ich absolutes Hebeverbot, was mit einem Kleinkind natürlich schwierig ist. Ich habe mich bereits lange im Vorhinein damit auseinandergesetzt und es meinem Kleinen mit seinen zwei Jahren auch immer wieder gesagt. Ich habe ihm beigebracht, alleine in den Autositz zu klettern und wieder heraus, und wenn er mich ansonsten gebraucht hat, bin ich auf die Knie zu ihm heruntergegangen. Eine Umgewöhnung, aber es ging. Nach 6 Wochen war die Wunde so weit verheilt, dass ich langsam wieder mit Yoga anfangen konnte. Zwei Wochen habe ich auf der Yogamatte noch den Bauchgurt getragen, einfach als zusätzliche Stütze, und danach nicht mehr.
Insgesamt zwei Monate nach der Operation fühlte ich mich endlich wieder wie ich selbst. Ich konnte meinen Alltag wieder aktiv gestalten und meinen Beruf als Yogalehrerin ohne Einschränkungen ausüben. Die Operation hat mir nicht nur körperlich, sondern auch mental enorm geholfen. Endlich konnte ich mich wieder auf meine innere Stärke und mein Powerhouse, meinen Bauch, verlassen.
Die Entscheidung für eine Rektusdiastase-Operation war für mich die richtige. Sie ermöglichte mir, meine Lebensqualität zurückzugewinnen und meinem Beruf als Yogalehrerin wieder uneingeschränkt nachzugehen. Für alle Frauen, die mit Rektusdiastase kämpfen, möchte ich sagen: Es gibt Hoffnung und Lösungen. Jede Erfahrung ist individuell, aber es lohnt sich, alle Optionen in Betracht zu ziehen und sich umfassend zu informieren.
Ich bin dankbar für die Unterstützung, die ich auf meinem Weg erhalten habe, und hoffe, dass mein Erfahrungsbericht anderen Frauen hilft, informierte Entscheidungen zu treffen.
Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Liebe Grüße,
Anna
P.S. Diese Yoga Sequenzen haben mir dennoch geholfen nach der Schwangerschaft grundsätzlich wieder fit zu werden. Das wurde mir auch von der Chirurgin bestätigt. Durch mein vieles Üben davor war die OP an sich leichter für uns beide und sie musste daher auch kein Netz verwenden da ich bereits gute Vorarbeit geleistet habe. Hier gehts zu meiner YouTube Playlist: Yoga nach der Schwangerschaft
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